8. September: Thema "Asyl" - Besuch St. Christoph

Veröffentlicht am 10.09.2014 in Veranstaltungen

Nur geduldet!

Wollte man unseren Besuch bei dem Asylbewerberheim St. Christoph in Freiburg mit einer Überschrift versehen, dann wäre es diese: Nur geduldet. Das trifft auf die Menschen zu, die hier leben, derzeit ca. 230, davon die Hälfte Kinder.  Es kommen derzeit jeden Monat ca. 60 Asylbewerber aus Karlsruhe hier her. Manche müssen noch ihre Asylanträge stellen, manche kommen aus elenden Verhältnissen in ihren Heimatländern, werden hier als „Wirtschaftsflüchtlinge“ fast abwertend tituliert. Andere kommen aus Kriegsregionen, teils traumatisiert. Alle treffen auf diesen Status: Nur geduldet. Das bedeutet erst einmal: kein eigenes Recht, einer Gnade ausgeliefert, die jederzeit in das Urteil „Abschiebung“ gewandelt werden kann. 

Nur geduldet, ist auch die Einrichtung selbst. Daher leben die Menschen hier auch nur in „provisorischen Bauten“; das Gelände gehört zum Erweiterungsareal der Messe. Der Standort hat also kein eigenes Recht. Die provisorischen Bauten versinnbildlichen den Status der Menschen. Kein Recht auf dauerhafte Bleibe, keine dauerhaften Bauten. Steht dahinter die Vermutung, dass Asylschutz nur eine vorübergehende Aufgabe wäre? Das wäre fatal!

Nur geduldet; das trifft auch im weitesten Sinn die Mitarbeiter. Eine Frau, die sich um Vieles kümmert, wofür die hauptamtlichen Mitarbeiter kaum noch Zeit haben, die sich als „Seele“ der Einrichtung bewährt hat, wird vom Jobcenter als „Bürgerarbeiterin“ bezahlt. Das Modellprojekt, das besonders Langzeitarbeitslose unterstützt hat, läuft nun aus.

 

In St. Christoph sind wir mit dem komplexen Problemfeld um das Asylrecht unmittelbar in Kontakt gekommen: Auf Bundesebene streitet man sich um eine „Reform“ des Asylrechtes, die es gestatten soll, Menschen leichter abzuschieben. Die große Koalition plant, das Asylrecht zu verschärfen: Die Balkanstaaten Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina sollen als „sichere Herkunftsstaaten“ eingestuft werden. Das beträfe die Menschen in St Christoph mehrheitlich und würde die Lebensbedingungen, aus denen sie geflohen sind, aus dem Blickfeld geraten lassen.

Das Land Baden-Württemberg plant weitere Erstaufnahmelager. Die bisher einzige Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Karlsruhe muss dringend entlastet werden. Es kommen immer mehr Menschen und die Aufnahmeeinrichtungen müssen immer mehr Aufgaben der Verwaltung übernehmen. Eine würdige Empfangenskultur bleibt dabei auf der Strecke. Es müssen deutlich mehr Stellen für die Betreuung geschaffen werden. In St. Christoph ist derzeit  eine  hauptamtliche Beschäftigte für ca. 135 Menschen zuständig. Bei der derzeit hohen Fluktuation der Menschen ist das ein Missverhältnis; Ziel sollte ein Verhältnis 1:100 sein.

Dass es in Freiburg eine erfreuliche Bereitschaft gibt, sich um Not leidende Menschen zu kümmern, zeigen die vielen ehrenamtlich Tätigen. Beispielhaft ist hier für St. Christoph der Asylhelferverein, dessen Mitbegründerin Gisela Maas  uns bei unserem Besuch begleitet hat und auch die Initiative Schlüsselmensch  (http://initiative-schluesselmensch.org/), die von zahlreichen Studierenden getragen wird.

Wir haben viele Informationen aufnehmen können und wollen diese weiter tragen. Dazu war es sicherlich gut, dass unter uns Vertreterinnen des Landesvorstandes der AsF (Hanna Rosahl­ Theunissen und Luisa Boos) waren, ebenso unsere Stadträtin Julia Söhne und der Kreisvorsitzende der SPD Julien Bender. Wir danken ganz besonders Doris Hoffmann und ihrer Mitarbeiterin für die Gastfreundschaft.

Weitere Infos:

http://www.fluechtlingsheim-st-christoph.de/

http://initiative-schluesselmensch.org/

http://bbboteblog.wordpress.com/2013/04/28/kulturvermittlung-im-niemandsland-fluchtlingswohnheim-st-christoph/

 

Gabriele Köhler

 

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